Tristan
Jede Bewegung wäre schmerzhaft
Für Tristan, ein Tyrannosaurus rex - kurz: T. rex -, war 66 Millionen Jahre lang die Welt in Montana (USA) in Ordnung, seine 170 versteinerten Knochen schlummerten friedlich in den Erdschichten, bis der Mensch kam ...
Im
Jahre 2012 wurde auf einem Privatgrundstück in Montana das guterhaltene
Skelett des T. rex gefunden. Die Überreste wurden von einem Londoner
Investmentbänker, Niels Nielsen, aufgekauft und im Juli 2015 für drei
Jahre dem Museum für Naturkunde in Berlin zur Verfügung gestellt. Der
deutsche Amtsschimmel wieherte umgehend, schnell und eindrücklich:
Anfänglich erhob der Zoll bei der Einfuhr nach Deutschland eine Gebühr
von mehreren hunderttausend Euro, da der Kopf als Handelsobjekt
angesehen wurde und nicht als Kultur- oder Wissenschaftsobjekt.
In Berlin ist das rekonstruierte Skelett seit Dezember 2015 ausgestellt ist. Der T. rex wurde nach dem Sohn des Mäzens Tristan Otto genannt. Der Ausstellungsbeginn sollte der 16. Dezember sein, der Geburtstag des namensgebenden Kindes.
Das Skelett musste in Windeseile rekonstruiert werden, doch alles braucht seine Zeit ... auch in der Wissenschaft. Präparatoren, Paläontologen, Biologen, Wissenschaftler aller Couleur und der Schlosser versuchten, die Knochen von Tristan neu zu gliedern, zu ordnen, zu systematisieren, zu beschriften, zu katalogisieren. Man war bestrebt, in der Kürze der Zeit ein vorzeigbares und publikumswirksames Exponat zu erstellen. Das Ergebnis? Nun ja ...
Der Tyrannosaurus
(altgriechisch tyrannos "König, Despot" und sauros "Eidechse") ist eine
Gattung fleischfressender Dinosaurier, die in der späten Kreidezeit,
also vor ca. 66 Millionen Jahren lebten.
Tyrannosaurus gehörte zu den
letzten Nichtvogel-Dinosauriern, die bis zum Massenaussterben
existierten. Er war ein bipeter Karnivore mit einem massigen Schädel.
Mit einer Länge von ca. 12 Metern und einer Hüfthöhe von 4 Metern war er
eine imposante Erscheinung und wurde in Neuzeit Bestandteil der
"Popularkultur" in Film und Popmusik.
Dinsoaurierkrankheiten
Fossilien von Tyrannosauriern zeigen oft Veränderungen an einer oder an beiden Seiten des Unterkiefers, erosive Läsionen, bzw. Auftreibungen. Bei "Sue", einem anderen gefundenen T. rex, werden diese Knochenveränderungen als Kampfverletzungen oder als Infektion, als Aktinomykose gedeutet.
Solche Veränderungen sind auch deutlich bei Tristan zu beobachten, allerdings nicht im linken, wie angegeben, sondern im rechten Unterkieferast.
Zur Rekonstruktion
Jede Bewegung wäre bei dieser Knochenkonstellation für "Tristan" hochgradig schmerzhaft gewesen. Die Rippen sind anatomisch nicht korrekt mit der Wirbelsäule in Verbindung gebracht worden, am Exponat sind sie an den Bandscheiben befestigt, was der Funktionalität völlig widerspricht. Jede große Bewegung würde einen Diskusprolaps induzieren ...
Beim Hinterschädel scheint das Chaos perfekt. Knochenzugehörigkeiten lassen sich nicht erkennen. Das Ganze hat etwas mirakulös Puzzleartiges. Das schwarz lackierte Skelett von T. rex "Tristan" ist publikumswirksam martialisch in einem verdunkelten Raum exponiert worden, aber leider mit "heißer Nadel" aufgebaut. Dem wissenschaftlichen Anspruch hätte eine intensivere Vorbereitungszeit gut getan.
Alle Fotos: Renate Lorenz