Olga
Unsere bejahrte Katzendame
Lehrstunde mit Muc-Muc
Olga lebt nun bei uns. Sie wurde im Januar 2015 zusammen mit einigen anderen Katzen von einem Amtstierarzt zu uns geschickt, weil sie ziemlich heruntergekommen aussah. Alle Katzen hatten zu wenig Gewicht und waren sehr ungepflegt. Aber nun nicht gleich auf die Halter schimpfen, dieses Mal ging es den Halterinnen noch schlechter.
Denn Olga lebte zusammen mit neun anderen Katzen in einem Haushalt einer sehr alten Russin in Zehlendorf. Damals ging es ihnen gut, denn die alte Dame kümmerte sich - wie man sagte - so rührend um ihre Katzen, als wären es ihre Kinder. Doch dann starb die Besitzerin, und die Katzen wurden von ihrer Nachbarin aufgenommen, bei der sie es auch gut hatten.
Doch das änderte sich abrupt, als die neue Katzenmutter in ihrer Wohnung schwer stürzte und sich das Genick so sehr verletzte, dass sie sich nicht mehr vom Fleck bewegen und auch keine Hilfe rufen konnte. So lag sie über Tage in der Wohnung und niemandem fiel das auf. Als sie schließlich nach über sieben Tagen endlich jemand vermisst hat, und sie dann auch gefunden wurde, war sie dem Tode näher als dem Leben ... und ihre Katzen hatten eine ganze Woche bei ihr ohne Wasser oder fressen ausgeharrt.
So kamen alle Katzen zunächst in die Obhut des Amtstierarztes, der die Schwächsten und Gebrechlichsten in unsere Praxis überwies, um zu klären, was mit ihnen geschehen sollte. Eine der Katzen haben wir gleich in der Praxis vermitteln können.
Die Katzen, die in die Praxis kamen, wurden erst einmal mit Infusionen und Medikamenten versorgt und dann gefüttert, gefüttert und nochmals gefüttert. Sie warten nun in ihrer alten, leeren Wohnung, in der sie natürlich regelmäßig betreut werden, auf neue Besitzer. Eine jedoch - Olga - nicht. Denn Olga ist mindestens 18+ Jahre alt, hat keine Zähne mehr im Mund und war die erste Woche bei uns auch sehr, sehr schüchtern und ängstlich. Kein Wunder, nach allem, was sie erlebt haben muss ...
Ein so altes Tier wie Olga ist nicht mehr vermittelbar, so dass es im Tierheim keine gute Zukunft vor sich gehabt hätte, wenn überhaupt eine ... Also haben wir entschieden, dass Olga ab sofort unseren Privatzoo bereichert und einfach bei uns bleibt, um ihr Gnadenbrot in aller Ruhe zu genießen.
Doch "in aller Ruhe" ist - wie sich sehr schnell herausstellte - mit Olga nicht zu machen. Nach einer quasi unsichtbaren Woche hinten im OP, versteckt hinter Möbeln, hat Olga nämlich beschlossen, herauszukommen und den Überlebenskampf bei uns aktiv anzunehmen. Ab diesem Zeitpunkt verfolgte sie jeden von uns auf Schritt und Tritt, bettelte, maunzte, stupste jeden an. Streicheln, füttern, streicheln, füttern, mehr fressen, öfter streicheln. Sie machte nimmermüde auf sich aufmerksam, so das nach und nach jeder von uns die Nerven verlor und ihr nachhaltig ins Gewissen zu reden begannen. Sogar Susi!!!!
Eine echt harte Nuss, die sogar nicht davor zurückschreckt, bei Muc zu betteln, wenn diese gerade ihren Napf leert. Das - da können Sie sicher sein - ist das mit weitem Abstand gefährlichste, was Tier bei uns versuchen kann. Olga hat es erlebt und eine magische Erziehungssekunde durchlebt, als Muc sie im Nacken fasste, kurz dreimal durchschüttelte und dann, recht achtlos in eine Zimmerecke warf. Olga, nicht faul, berappelte und schüttelte sich, dachte offensichtlich kurz über das soeben erlebte nach und war fortan nur noch normal-nervig ...