Hedwig, die Eule

Nachtaktive Gartenbewohner

nehmen auch gern ein Sonnenbad

Hedwig, diese kleine, abgemagerte Waldohreule mit dem zerzausten Federschmuck aus dem Sarntaler Weg hatte ihr Nest ausgerechnet in dem Garten eines Mannes, der nichts unversucht ließ, um die Eulenfamilie loszuwerden. Dabei stehen sie doch unter Naturschutz. Das Ende vom Lied war dann, dass Hedwig, zu guter Letzt völlig entkräftet, in der Praxis landete, um dort liebevoll, mit Sachverstand und viel Herzblut betreut zu werden und mit feinster Leber frisch vom Metzger wieder zu Kräften zu kommen.


Hedwig als erwachsene Eule.
Hedwig als erwachsene Eule.

"So war es auch bei einer Familie zwei Straßen weiter, dort war nämlich eine Zeitlang auch eine Eulensippe zu Gast. Unter der hohen, alten Tanne im Garten hockten eine Eulenmutter samt vierköpfigem Nachwuchs friedlich zusammen. Sie freuten sich gemeinsam des Lebens und genossen die wärmenden Strahlen der Sonne. Auch Eulen als nachtaktive Tiere lassen sich die Sonne gerne mal auf den Pelz oder - besser gesagt - das Federkleid scheinen. Ende September kam allerdings der Tag, an dem Mutter Eule sicher etwas irritiert aus dem Geäst hervor lugte, denn ein Junges fehlte. Das vierte Eulenjunge, ein zartes Wesen mit weit aufgerissenen Knopfaugen, saß völlig zerzaust und verloren auf einem Baum in meinem Garten. Wegen meiner Katzen, die schon draußen um das Haus strichen, habe ich das kleine, verschreckte Etwas schleunigst vom Ast geholt.

Schon am Abend war die gesamte Eulensippe in meinen Garten umgezogen. Glücklich vereint sozusagen. Inklusive mehrerer schmackhafter Rationen Mäuse zum Nachtgelage. Heute hat es alle Eulen in verschiedene Himmelsrichtungen verschlagen: Die eine setzte ich in meinem Garten aus, die andere an einem ruhigen See in der Nähe Berlins, und der Rest machte sich auf gen Osten und wurde nicht mehr gesehen."